Geschichte des Altensteiger Posaunenchores

Auf dem Campingplatz 1964 mit Simmersfelder Unterstützung

100 Jahre Posaunenchor Altensteig
Der Altensteiger Posaunenchor ist, wie viele Chöre an anderen Orten auch, aus der Arbeit des Jünglingsvereins heraus entstanden. Der am 24. November 1895 gegründete Jünglingsverein ging durch Höhen und Tiefen. Von anfänglich etwa 30 jungen Männern schrumpfte der Verein, bedingt durch Leitungswechsel, zusammen und hatte in der Zeit von 1902-1907 keine Mitglieder mehr. Als im Spätherbst 1907 die Brudervereine des Bezirks in Altensteig eine Bezirkskonferenz veranstalteten, wurde der Jünglingsverein neu belebt und wuchs auf etwa 40 Mitglieder an. 1911 entschloss man sich, auch musikalisch aktiv zu werden. Es wurden vier Trommeln und sechs Pfeifen angeschafft und die jungen Männer marschierten damit durch die Stadt. Der 1. Weltkrieg brachte einen tiefen Einschnitt in die Arbeit im Jünglingsverein. Stadtpfarrer Haug gab sich zwar alle Mühe, „das Vereinsschifflein durch die brandenden Wogen des Weltkrieges zu steuern“, aber „die Novembertage 1918 haben auch im Verein das Ihrige getan, so dass wir sagen müssen, der Verein lag in Trümmern am Boden.“ Erst als der frühere Vereinsleiter Stickel sich wieder bereitfand, „das Trümmerfeld abzusuchen“ und die „fast Erschlagenen“ zu sammeln, konnte am 2. August 1919 das Vereinslokal wieder geöffnet werden.


Im Jahr 1924 wurde der Verein in „Christlicher Verein Junger Männer“ (CVJM) umbenannt. Man wollte damit zum Ausdruck bringen, dass darin „jeder christlich gesinnte junge Mann aus allen Lagern Raum findet“, verbunden mit der Hoffnung, dass „die Jünglinge bis ins Greisenalter treu bleiben, wie es anderwärts in den Vereinen, landauf, landab auch der Fall ist, denn unser Verein ist nicht eine Bewahrungsanstalt in den Flegeljahren, sondern will eine Pflanzstätte wahrer Männlichkeit sein, denn Männer, erfüllt mit wahrer Gottesfurcht und Pflichtbewusstsein, wie ein Bismarck es war, braucht unser Volk und Vaterland heute nötiger denn je.“ Im August desselben Jahres wurde auch der Posaunenchor gegründet, nachdem man sich in Ludwigsburg für insgesamt 300 Mark fünf Blasinstrumente gekauft hatte. 1925 konnten zwei weitere Instrumente beschafft werden. Dazu wurden vorher durch die Ausgabe von Anteilscheinen 150 Mark gesammelt. Als der Verein im Jahr 1925 sein 30-jähriges Jubiläum feierte, verfasste Vereinsvorstand Christian Kirn einen Festbericht. Darin erwähnt er unter anderem, dass der Dirigent, „Posaunengeneral Freund Bock seiner Aufgabe voll und ganz gewachsen“ sei, denn die Posaunenbläser könnten sich „nach kaum 11 Monaten wohl hören lassen.“ Leider starb dieser bereits 1929. Wilhelm Hauser trat an seine Stelle, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. 1943 musste sich der Posaunenchor auflösen und teilte damit das Schicksal vieler Chöre. Einige Instrumente wurden an andere Vereine im Bezirk ausgeliehen und gingen dort durch die Kriegseinwirkungen verloren. Die anderen wurden bei Vereinsvorstand Christian Kirn auf der Bühne gelagert und lagen dort bis 1963.


Erst durch die Initiative von dessen Sohn Reinhold Kirn, der inzwischen CVJM-Vorstand war, kam es 1963 zu einer Wiederbelebung. Im September begannen etwa 10 Bläser unter der Leitung von Jugenddorfmitarbeiter Arno Armoneit. Bereits im Advent war der erste öffentliche Auftritt, ein Gottesdienst in der Stadtkirche. Gespielt wurde unter anderem „Tochter Zion, freue Dich“. In den Jahren 1963 bis 1993 ist ein sehr häufiger Chorleiterwechsel zu beobachten. Leider lässt sich nicht immer genau rekonstruieren, wer in welcher Zeit den Chor leitete. Auffällig ist auch, dass viele Jahre verschiedene Dirigenten von außerhalb kamen, weil es aus den eigenen Reihen an Nachwuchs fehlte. Ohne die Unterstützung von Bläsern aus Nagol, Hochdorf oder Beuren hätte der Chor nicht überleben können. Ab 1993 kehrte in die Chorleiterreihe Konstanz ein. Mit dem beruflichen Wechsel von Johannes Fünfgeld nach Altensteig übernahm ein Bläser aus der badischen Posaunenarbeit die Dirigentenrolle. Mit zwei Jahren Unterbrechung als Vizedirigent leitet er den Chor bis heute.